Porn

Fotografie, Langzeitbelichtungen 2019 | Lambda Abzüge auf AluDibond | Breite 180 cm

 

Die Fotografien sind Langzeitaufnahmen mit Belichtungszeiten entsprechend der jeweiligen Filmlänge (50 min und länger). So wird der visuelle Inhalt jedes Films in einem einzigen fotografischen Abbild verdichtet. Der pornografische Filminhalt ist fortan nur noch als Komprimierung in einem Gesamtbild, Abbild wahrnehmbar. Dieses „neu“ entstandenen Abbilder interessieren mich.

 

Durch den Einsatz von spezieller Filter- und Kameratechnik ist es möglich, ein fotografisches Bild zu erhalten und nicht nur eine überbelichtete (weiße) Fläche. Der Aufnahmevorgang unterliegt außerdem einem standardisierten Prozess, der die Kalibrierung aller Geräte bis hin zum Druck erfordert und sicherstellt. So entstehen reproduzierbare Ergebnisse. Wird also von einem Film eine zweite und dritte fotografische Langzeitbelichtung von mir aufgenommen, stimmen alle drei Abbilder überein und zeigen die selbe farbige Wolke. Das Abbild ist daher für jeden Film einzigartig und vergleichbar mit einem Fingerabdruck.

 

Die Abzüge wirken aus der Entfernung wie farbige, makellose Wolken, was erst bei näherem Betrachten durch das vorhandene Pixelraster und diverse Fehlstellen, wie fehlerhafte Pixel, gebrochen wird. Das Bildformat ist unbeschnitten und entspricht dem Filmformat (4:3, 16:9, 16:10 etc.).

 

 

 

"Hoheisels Interesse für Materialverhalten und Transformation steht auch in seinen großformatigen Fotografien im Fokus. Die Hochglanzfotografien wirken auf den ersten Blick wie mystische Wolken oder imaginäre Traumlandschaften. Zarte und sanfte Farbverläufe die etwas Sinnliches in sich tragen. Erst der Titel des Werks gibt Aufschluss über das tatsächlich Abgebildete: Porn. Erstaunen. Entsetzen. Faszination. Man sieht nichts und doch alles. Ein komprimiertes Fragment unserer Konsumkultur, abertausende frames per second verdichtet in einem einzigen Bild als individueller Fingerabdruck. Dabei entspricht die Länge des Films der Belichtungszeit und das Maß der Fotografie dem Filmformat. Auch hier löst sich die Materialität auf und der Inhalt ist nur noch imaginär zugänglich. So wird die Fotografie zum hermetisch abgeschlossenen Raum, was sich wirklich im Kern befindet bleibt ein Geheimnis und verlässt die Oberfläche nicht mehr. Die Informationen lassen sich nicht mehr entschlüsseln, sind verborgen und zensiert."

 

 

 

 

Text von Helene Eckart

 

 

 

 

Ausgestellt:

2019

Mönchehaus Museum Goslar | Losing Touch?

Städtische Galerie Nordhorn | Ticket to Ride

 

 

Publikationen:

2019 Losing Touch? | Mönchehaus Museum Goslar

2019 Ticket to Ride | Städtische Galerie Nordhorn